Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats Dezember 2014
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 32: Muskatnuss (Myristica fragrans)

Advent und Weihnachtszeit – es duftet himmlisch nach der typischen Weihnachtsgewürzen wie Zimt, Vanille und Muskatnuss. Viele denken bei Muskatnuss eher an Soßen und Suppen. Aber Muskatnuss und Muskatblüte gehören zu den traditionellen Lebkuchengewürzen. Grund genug, sich mal mit der jahrhundertelang äußerst kostbaren Muskatnuss zu beschäftigen, denn dazu gibt es einiges zu erzählen.

Zum Beispiel zur Botanik: Die Nuss stammt von einem Baum, der bis zu 18 Metern hoch werden kann und ursprünglich auf den Molukken-Inseln, die heute zu Indonesien gehören, heimisch war. Heute wird der Muskatnussbaum auch in anderen Gebieten des tropischen Asien, in Südamerika und Afrika kultiviert. So sind Muskatnüsse das Hauptexportprodukt der Antillen-Insel Grenada. Die Flagge des Inselstaates zeigt zu Ehren des Gewürzes links einen aufspringenden Muskatapfel.
Ja, einen Apfel. Die Frucht des Muskatnussbaumes gleicht einem gelben oder orangenen Apfel. Ist er reif, spring er auf und zeigt den rundlichen Samen, der von einem rötlichen, fleischigen Samenmantel umgeben ist – das ist die so genannte „Muskatblüte“ oder Macis, die ebenfalls als Gewürz verwendet wird. Der Kern des Samens ist schließlich unsere bekannte „Muskatnuss“.

Der Name „Muskatnuss“ leitet sich vom lateinischen „Nux muscatus“, also Moschus-Nuss, ab. Moschus ist bekanntlich ein Duftstoff, der bereits seit der Antike verwendet wird (und aus dem Moschustier, einem hundegroßen Verwandten der Hirsche aus der Himalaya-Region, gewonnen wird). Das zeigt bereits, dass die Muskatnuss wegen ihres angenehmen Geruchs geschätzt wurde. Darauf weist auch die botanische Bezeichnung hin: Der Gattungsname „Myristica“ kommt vom griechischen Wort „myron“, Balsam, Wohlgeruch, und der Artname „fragrans“ bedeutet praktisch das Gleiche auf Latein, nämlich duftend.
Und woher kommt der Name Macis? Das ist etwas unklar. Die Bezeichnung geht wohl auf ein griechisches Wort „makir“ oder „makeir“ zurück. So wurde in der Antike ein Produkt genannt, das aus dem Orient stammte und das aber offenbar eine Rinde war. Da aus dieser Zeit keine Berichte über die Muskatnuss vorliegen, kann es eigentlich nicht die Muskatblüte gewesen sein. Im Mittelalter dachte man fälschlich, dass die rote Macis nur die Blüte des Baumes sein konnte. Deshalb nennen wir den Samenmantel immer noch häufig „Muskatblüte“.

Dass Muskatnuss ein Gewürz ist, ist klar. Aber in dieser Kolumne geht es um Heilpflanzen. Ja genau, denn auch medizinisch wird das Gewürz schon seit langem verwandt. Die chinesische Medizin kennt es seit etwa 600 n. Chr. In Indien wird eine Salbe aus Muskatnusspulver und Wasser hergestellt, die Hautleiden lindert. In der Homöopathie verwendet man Muskatnuss (D3, D4) noch immer, vor allem bei akuter Gastritis, Magenverstimmung, nervösen Beschwerden und Wahrnehmungsstörungen.

Spannend ist vor allem die Historie um dieses Gewürz. Die alten Ägypter schätzten bereits die Muskatnuss, wie Funde in Sarkophagen und Grabkammern beweisen. Nach Europa kamen die Samen des Muskatnussbaumes wahrscheinlich durch die Kreuzfahrer. Und hier entstand mit der Zeit ein rechter Run auf dieses exotische Gewürz – bei denen, die es sich leisten konnten. Denn es wurde immer wertvoller. Und als der Muskatnuss in England während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben wurde, die einzig wirksame Medizin gegen die Pest zu sein, waren die Preiserhöhungen nicht mehr aufzuhalten. Kein Wunder, dass die Muskatnuss damals als „das Gold Ostindiens“ galt.

Wie kostbar das Gewürz lange Zeit war, demonstriert am besten ein Handel aus dem Jahre 1667: Im Tausch bekam Holland von England eine kleine Muskatinsel namens Run. Und was tauschte Holland für diese kostbare Insel ein? Eine Halbinsel in Amerika – Manhattan.

Quellen:
u.a. Marianne Beuchert: „Symbolik der Pflanzen“ und verschiedene Internetseiten

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

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Muskatnuss

Der Samen des Muskatnussbaumes ist überzogen von einem rötlichen Samenmantel, der Macis. Der Kern des Samens ist die eigentliche Muskatnuss. Muskatnüsse enthalten übrigens Halluzinogene. Eine Menge zwischen 5 und 30 Gramm kann eine entsprechende Wirkung haben. Das Gefühl für die Zeit und den Raum geht verloren, es kommt zu leichten Veränderungen des Bewusstseins. Als Nachwirkung des Rausches tritt meist eine derartige Aversion gegen den Geschmack der Muskatnuss ein, so dass sie meist nur ein- bis zweimal als Rauschmittel benutzt wird. Solche Vergiftungen können offenbar auch durch eine versehentliche Überwürzung von Speisen zustande kommen. Für Kinder sind Muskatnüsse sehr giftig.   Foto: Armstrong